Zu jedem Bauantrag gehört auch ein Entwässerungsplan. Aber was ist eigentlich ein Entwässerungsplan? Wir erklären euch, was alles zu einem Entwässerungsplan gehört und worauf ihr achten solltet.
Im Durchschnitt verbrauchen wir 130 Liter Trinkwasser am Tag pro Person. Dieses Wasser wird nach der Verwendung zum größten Teil zu Abwasser. Hinzu kommt das Regenwasser vom Dach und vom Grundstück, welches auch abgeleitet werden muss.
Beim Abwasser wird zwischen 3 verschiedenen Arten unterschieden.
In den meisten Fällen wird das Grau- und Schwarzwasser aus den Bädern und der Küche in die Kanalisation abgeleitet. In alten Baugebieten wird zusätzlich das Regenwasser in die Kanalisation geleitet. Hier kann unterschieden werden zwischen einem Mischwasserkanal und getrennten Abwasser- und Regenwasserkanälen. Wie der Name schon sagt, fließt in einem Mischwasserkanal auch der Regen ab und wird mit dem Grau- und Schwarzwasser vermischt. Da das viele Nachteile hat, wie z.B. dass das Regenwasser unnötig verschmutzt wird und aufwendig gereinigt werden muss und bei Starkregenereignisse Schwarzwasser in die Vorfluter gelangt, sind viele Gemeinden dazu übergegangen, dass das Regenwasser auf dem eigenen Grundstück versickert werden muss, da ein zusätzliches Kanalsystem für Regenwasser teuer ist.
In Deutschland herrscht zwar eine gesetzliche Anschlusspflicht (bis auf sehr wenige Ausnahmen) an das Abwasserkanalsystem, trotzdem gibt es die Möglichkeit, das Grauwasser im Haushalt zu recyceln. Dazu muss wie bei der Regenwassernutzung das Wasser in einer Zisterne gespeichert werden und über ein zusätzliches Rohrsystem zu ausgewählten Verbrauchstellen, wie z.B. der Toilette oder der Gartenbewässerung geführt werden. Damit das Wasser hygienisch sauber ist, ist allerdings eine mechanisch-biologische Klärung oder ein Membranfilter notwendig. Die Nutzung von Grauwasser spart Abwassergebühren und Trinkwasserkosten bzw. ist ein Beitrag zur Ressourcenschonung.
Um das ganze Grau-, Schwarz- und Regenwasser auf dem Grundstück geregelt abzuleiten, wird eine Entwässerungsplanung benötigt. Das ist besonders wichtig, damit keine Schäden am Haus und Grundstück entstehen können. Der Entwässerungsplan ist in zwei Abschnitte eingeteilt:
Für die Baugenehmigung ist eine Grobplanung nötig, die dann in eine Detailplanung für die Bauausführungen verfeinert werden muss. In der Detailplanung werden Rohrleitungen dimensioniert, Werkstoffe ausgewählt und Entwässerungsprodukte eingeplant. Die Planungsgrundlagen sind:
Die folgende Tabelle gibt dir einen Überblick über die Darstellung der verschiedenen Leitungen im Entwässerungsplan:
Der Entwässerungsplan kann von Architekten bzw. Architektinnen, Bauplaner oder -planerinnen ggf. mit Fachplaner oder -planerinnen erstellt werden.
Dabei wird wie folgt vorgegangen:
An der kompletten Entwässerung, von der Planung bis zur Ausführung, sind verschiedene Gewerke involviert. Neben den Planerinnen und Sanitärinstallateuren sind außerdem das Rohbauunternehmen, das Tiefbauunternehmen, die Elektrikerinnen, die Fliesen- und Estrichleger und auch das Garten- und Landschaftsunternehmen beteiligt.
Bei der Entwässerungsplanung wird das Regenmanagement immer wichtiger, da sich die heutigen Anforderungen noch nicht an die zukünftigen vermehrten Starkregenereignisse angepasst haben.
Zur Entwässerung gehören nicht nur die Rohrleitungen. Folgende Details müssen bei der Entwässerungsplanung berücksichtigt werden:
Rückstauverschlüsse oder auch Rückstauklappen sorgen dafür, dass bei Starkregenereignissen oder anderen Problemen das Abwasser aus dem Kanal nicht zurück ins Haus laufen kann. Manche Gebäudeversicherungen verlangen einen Rückstauverschluss als Voraussetzung für den Abschluss einer Versicherung. Der Rückstauschutz ist vor allem für den Keller wichtig, da sich dieser in den meisten Fällen unter der Ebene des Kanalsystems (Rückstauebene) befindet und daher in Fällen des Rückstaus besonders gefährdet ist. Bei der Planung der Rückstauverschlüsse muss darauf geachtet werden, wie die Leitungen aus den verschiedenen Etagen an die Grundleitung angeschlossen und welche Leitungen durch einen Rückstauverschluss gesichert werden. Werden z.B. Leitungen oberhalb der Rückstauebene durch eine Rückstauklappe gesichert und haben aber gleichzeitig eine Verbindung zu den Abwasserrohren, die den Keller entwässern, dann läuft das Abwasser im Fall einer Aktivierung der Rückstauklappe in die tiefer liegenden Rohre und entwässert ggf. von innen aus in den Keller.
Eine Rückstauklappe muss regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft werden.
Wenn die zu entwässernde Ebene unter der Ebene der Kanalisation liegt, dann muss das Abwasser mit Hebeanlage angehoben werden. Dabei muss beachtet werden, dass Hebeanlagen regelmäßig gewartet werden müssen. Hinzu kommt, dass Hebeanlagen Strom benötigen und daher im Falle eines Stromausfalles gegen Rückstau gesichert werden müssen. Zusätzlich dürfen bei einem Stromausfall die an die Hebeanlagen angeschlossenen Sanitäranlagen nicht verwendet werden.
Für die Entwässerung müssen auch die Bodenabläufe geplant werden. Ein Bodenablauf liegt nicht nur in den Duschen vor, sondern kann auch ggf. in Waschräumen angeordnet werden.
Jede Dachfläche muss über Regenrinnen entwässert werden. Die Regenrinnen enden in sogenannten Fallrohren, die das Wasser nach unten leiten. Von dort aus können sie (in den meisten Fällen unterirdisch) an das Kanalsystem, eine Zisterne oder an eine Versickerung angeschlossen werden. Die Rinnen werden auf Basis der Dachfläche, Dachform, Regenhäufigkeit- und mengen bzw. auch der Ausrichtung des Daches dimensioniert. Unterdimensionierte Rinnen und Rohren können überlaufen und dadurch zu Schäden am Gebäude (vor allem der Fassade) und dem Grundstück führen.
Wenn das Regenwasser versickert werden soll, dann muss zusätzlich eine Versickerungsmöglichkeit geschaffen werden. Bei den meisten Einfamilienhäusern erfolgt die Versickerung über einen Sickerschacht. Bei größeren Grundstücken kann auch eine Rigole angelegt werden.
Durch die Versickerung des Regenwassers reduziert sich in den meisten Gemeinden die Abwassergebühr.
Die Entwässerung muss frostfrei geplant werden. Das heißt, dass im Haus alle Leitungen auf der Innenseite der Dämmungen verlegt werden müssen und außerhalb des Gebäudes müssen alle Leitungen in 80cm Tiefe verlegt werden.
Eine Dachbegrünung kann die Regenmengen, die in die Kanalisation oder Versickerung geleitet werden, reduzieren. Die ersten Liter des Regens, je nach vorherigen Regenereignissen, verbleiben komplett in der Dachbegrünung. Danach kann eine Dachbegrünung einen Beitrag zur Verzögerung und dadurch besseren Verteilbarkeit der Regenmengen leisten.
Das Regenwasser kann auch für die Regenwassernutzung im Haus und im Garten gesammelt werden.
Je mehr Regenwasser direkt an Ort und Stelle versickern kann, desto weniger Gedanken muss man sich um das Ableiten des Regenwassers in der Entwässerungsplanung machen. Das geht am einfachsten, indem die Versiegelungsflächen minimiert werden. Das kann u.a. auch dadurch erreicht werden, dass typische Versiegelungsflächen, wie z.B. die Autostellflächen und Terrassen nicht versiegelt werden. Dafür gibt es z.B. spezielle Sickersteine oder Ausführungen mit größeren Fugen. Die Regenmengen von solchen Flächen sollten nicht vernachlässigt werden.
Die Entwässerung des Grundstückes auf Nachbargrundstücke oder in den öffentlichen Raum sind nicht erlaubt.
News und Trends zum Thema Hausbau (07.10.2024): NRW Bauportal bekommt Update, Detaillierte Baubeschreibung schützt Bauherr:innen vor Ärger, Kaufnachfrage steigt durch sinkende Zinsen
ISFP: Sanierungsfahrplan für Energieeinsparungen und mehr Immobilienwert. Lerne, wie der Plan dir hilft, sinnvoll und gefördert zu modernisieren!
News und Trends zum Thema Hausbau (30.09.2024): Fertighausanbieter 2024 im Test, Die KNN-Förderung kommt: Welche Voraussetzungen gelten, TH Köln forscht an nachhaltigen Baumaterialien