Endlich mit der Grundrissplanung (Individuelle Grundrissplanungen | Grundrissliebe) starten – so viele Bauherren und -herrinnen freuen sich auf diesen Moment und können es kaum erwarten.
Grundrisse werden seit Monaten am Handy gespeichert oder in Katalogen gesammelt, die ersten Skizzen werden schon einmal per Hand oder über Hausplanprogramme gezeichnet, die Träume und Wünsche mit Architekten und Planern besprochen. Die Ideen sind alle im Kopf, schließlich sitzt ihr seit Monaten schon über eurer Wunschliste, ein Kamin wäre nett, ein Sitzfenster ein Muss und eine Dusche im Gäste-WC steht außer Frage.
Aber wie schaut es nun mit der Raumanordnung aus? Was ist hier ein MUSS oder was macht Sinn?
Eigentlich ist ein Grundriss nichts anderes, wie ein Aneinandersetzen von Räumen und Bereichen, um so schlussendlich das eigene Haus zu bauen oder bauen zu lassen. Nun gibt es aber unterschiedlichste Möglichkeiten, diese Räume aneinanderzusetzen und je nach diesen unterschiedlichen Grundrisstypen wird auch eine andere Hausgröße, Anordnung oder Orientierung benötigt.
Ich beschreibe euch dazu einmal die 3 Grundrisstypen mit allen Vor- und Nachteilen. Und natürlich heißt das nicht, dass ihr einen Grundrisstyp komplett im ganzen Haus anwenden müsst.
Nur weil ihr im Wohnbereich ein „offener“ Typ seid, kann trotzdem das Obergeschoss ein Flur-Grundriss werden. Je nach Bedarf können Geschosse oder auch andere Raumbereiche unterschiedliche Grundrisstypen aufweisen – ihr entscheidet, welcher Typ ihr seid.
Das Wohnkonzept der letzten Jahre hat sich immer mehr geöffnet.
Bei offenen Grundrissen verschwimmen die Grenzen zwischen den Räumen und es gibt fließende Übergänge zwischen den Raumbereichen. Ebenso werden Nutzungen vermischt, Essbereiche z.B. integrieren sich immer mehr in die Küche, es gibt kaum mehr Abgrenzungen, vor allem zwischen Küche-Essen-Wohnen.
Viele Familien bevorzugen inzwischen diese direkten Beziehungen der einzelnen Raumbereiche. Welche Bereiche dies sind, das ist jedem selbst überlassen. Aktuell ist einer der am häufigsten offen geplanten Bereiche der Küche-Essen-Wohn-Bereich. Treppen im Wohnraum sind aber auch nichts seltenes mehr, und teilweise wird sogar die Badewanne in das Schlafzimmer geplant.
Prinzipiell ist dem offenen Grundrisstyp hier keine Grenze gesetzt, es stellt sich nur die Frage, was für euch noch akzeptabel ist.
Gefühlt und auch effektiv sind die Räume größer, da Flurflächen wegfallen oder direkt in die Räume integriert werden. Raumbereiche gehen direkt ineinander, es wird keine zusätzliche Abgrenzung dazwischen benötigt, nur statische Wände, Stützen oder Wandscheiben und das eigene Empfinden geben die Grenzen der Offenheit vor.
Für alle, die
Für alle, die
Bei dem Flur-Grundriss-Typ verbindet ein Flur die einzelnen Räume miteinander, meist kombiniert mit einer zentralen Treppe.
Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, wie der Flur liegen kann, mittig im Haus, oder an einer Außenwand. Liegt dieser mittig im Haus, dann sind die Räume links und rechts von dem Flur angeordnet, der Erschließungsbereich ist klein und perfekt ausgenutzt, vor allem da an allen 4 Seiten des Hauses Fenster für Wohnräume geplant werden können. Diese mittige Lage ist aktuell oft mit einer geraden Treppe kombiniert. Ist eine Wand zugebaut, wie bei einer Doppelhaushälfte, dann bietet es sich an, den Flur/Treppe auch an einer Außenwand zu planen, so bleiben die Fensterseiten für die Wohnräume.
Durch die Trennung der einzelnen Räume, ohne direkte Verbindung zueinander bietet sich der perfekte Schallschutz und auch Sichtschutz. Eine Tür ist (im Standard) immer schlechter bzgl. Schallschutz als eine Wand. Daher wird dieser Typ des Grundrisses meist gewählt, wenn viel Privatsphäre gewünscht wird, da auch jeder Raum unabhängig vom anderen Raum betreten und genutzt werden kann.
Die Flurfläche muss auch nicht immer nur reine Verkehrsfläche sein, sondern kann optimalerweise gleich als Stauraum für Einbauschränke genutzt werden.
Für alle, die
Für alle, die
Hier sind alle Räume gemeint, die nicht über Flure oder Dielen erschlossen werden, sondern über andere Räume. Diese werden auch „gefangene“ Räume genannt. Häufig wird dieses Konzept im Schlafzimmer und der Ankleide angewendet, diese sind ohne Flur direkt miteinander verbunden, aber trotzdem durch eine Wand getrennt. Ebenso werden ganze Bereiche, wie Elternbereich in diesem Typ geplant:
Schlafzimmer – Ankleide – Badezimmer – Flur
Küche – Speisekammer
Wohnzimmer – Bibliothek
Wohnzimmer – Büro
Bad – HWR
Essen – Küche…
Es gibt immer einen oder mehrere Durchgangsräume, um einen anderen Raumbereich zu erreichen. Dies kann so weit gestaltet werden, dass sogar eine Art Rundweg entsteht, kein Raum muss doppelt begangen werden.
Durch den Wegfall von Flurflächen können Räume größer oder auch der Grundriss kleiner gestaltet werden, da die Verkehrsfläche eingespart werden kann. Trotzdem ist durch die Abtrennung der einzelnen Räume eine große Privatsphäre gegeben, ebenso wie Stellfläche, denn eine Abtrennung heißt, dass es hier eine Wand zum Stellen von Möbeln, Deko usw. gibt.
Für alle, die
Für alle, die
Stellt euch dazu einfach die Frage: Was erwartet ihr von dem einzelnen Raum und was passt zu euch? Oft wird das Thema falsch herum angegangen – es wird nach einem offenen Grundriss gesucht oder dieser geplant, ohne dass hinterfragt wird, was dies eigentlich für den eigenen Alltag bedeutet und wie dieser eigentlich ausschauen soll oder aktuell ausschaut.
Ist es somit das richtige, einen komplett offenen Grundriss/Wohnbereich zu planen, wenn der eine gerne kocht und der andere aber froh ist, abends endlich in Ruhe auf der Couch sitzen und entspannen zu können? Oder andersherum – der Wunsch ist eine geschlossene Küche, denn „es war schon immer so“, aber eigentlich gibt es nichts Besseres, als wenn alle immer zusammensitzen, je mehr Besuch desto besser, die Kinder machen die Hausaufgaben am Esstisch und eigentlich kochen alle am liebsten zusammen.
Warum soll nun die Küche als separater Raum geplant werden? Natürlich kann sich dies alles auch ändern, Kinder kommen, ziehen aus, die Schwiegermutter zieht mit ein, der Job wird gewechselt, plötzlich ist Homeoffice nötig, die Kochleidenschaft wird entdeckt … alle Eventualitäten wird man nie in den Grundriss aufnehmen können, seid euch einfach darüber bewusst, dass, je spezieller ein Raum oder ein Grundriss geplant wird und auf nur einen Wunsch abgestimmt ist, desto mehr schränkt ihr euch in eurer Flexibilität ein.
Wie immer ist es eine Mischung aus allem: Der flexible Grundriss, oft auch inzwischen nachhaltiger Grundriss genannt. Warum nachhaltig? Weil dieser all eure aktuellen Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigt, aber eben auch die evtl. späteren Anforderungen. So könnt ihr lange in eurem Haus wohnen, ohne Abstriche im Wohnkomfort machen zu müssen: Räume können abgeteilt oder geöffnet werden, Schiebetüren können leicht nachgerüstet oder auch wieder zurückgebaut werden.
Daher ist mein Rat an euch, haltet euch nicht an einem Grundrisstyp fest, nur weil dieser gerade Trend ist oder schon immer so war, sondern macht euch Gedanken über jeden einzelnen Raumbereich, den ihr haben wollt, und welcher Typ hier am besten zu eurem Alltag und zu euren Wünschen passt. Plant die Räume und die Aufteilung dann nach diesen Wünschen, mit einer gewissen Flexibilität, um so auch auf eventuelle Bedürfnissänderungen reagieren zu können.
(D)Einen Grundriss zu planen ist sehr individuell.
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