Sonnenenergie ist gefragt wie nie: Die Wartezeiten für neue PV-Anlagen betragen zurzeit mehrere Monate. Sonnenenergie kann aber auch als Solarthermie direkt für die Erwärmung von Trink- und Heizwasser verwendet werden. Wir erklären euch die unterschiedlichen Bauarten von Sonnenkollektoren und die wichtigsten Fragen zur Planung eurer Solarthermie-Anlage.
Irgendwo auf der Welt scheint immer die Sonne. Die Sonnenkraft ist so immense, dass der komplette Weltenergiebedarf mit nur 0,0223% Sonnenenergie, die auf die Kontinente fällt, gedeckt werden könnte. Da die Strahlungsleistung je nach Abstand zum Äquator und nach Wetter schwankt, liegt der Ertrag in Deutschland bei 1.000-1.200 kWh/im Jahr. Eine PV-Anlage hat einen Wirkungsgrad von 15-22% und kann davon 150-200 kWh/(qma) in Strom umwandeln. Solarthermie-Anlagen haben einen bis zu 3-fach besseren Wirkungsgrad und können je nach Anlagentyp bis zu 600 kWh/ma für die Warmwasseraufbereitung aufbringen (Schulz et al., 2022).
Unterschieden werden können vier Typen von Sonnenkollektoren:
Bei allen 4 Kollektortypen hat der Neigungswinkel einen wichtigen Einfluss auf den Energieertrag. Als vorteilhaft hat sich erwiesen, dass man die Anlagen mit großen Neigungswinkeln installiert, damit die Einstrahlung im Sommer geringer, aber dafür im Winter höher ist. Außerdem rutscht bei steileren Winkeln der Schnee besser ab.
Für die Auslegung muss als erstes geklärt werden, für welchen Zweck die Anlage dienen soll. Z.B. wird für die Erwärmung eines Schwimmbades durch Solarthermie kein Wasserspeicher benötigt, da das Wasser im Becken als Speicher fungiert. Für das Haus muss unterschieden werden zwischen der Auslegung für die alleinige Unterstützung der Trinkwassererwärmung oder für die Unterstützung der Trink- und Heizwassererwärmung. Für eine Heizungsunterstützung muss die Kollektorflächen und das Speichervolumen mehr als doppelt so groß ausgelegt werden wie für die reine Trinkwassererwärmung.
Soll nur das Trinkwasser erwärmt werden, können folgende Richtwerte für die Auslegung herangezogen werden:
Diese Werte ergeben eine Deckung von ca. 50-65% im Jahresmittel oder 60-80% im Sommer. Solche Anlagen sollten nicht auf 100% Deckung ausgelegt werden, da diese sonst überdimensioniert sind und zu teuer werden. Einschränkend sollte erwähnt werden, dass nur die Warmhaltung von Trinkwasser durch eine Solaranlage hygienisch problematisch sein kann. Besser ist es in diesem Fall, das Heizungswasser als Wärmespeicher zu nutzen und das Trinkwasser mit einem Frischwassermodul zu erhitzen.
Das Problem bei der Heizwassererwärmung ist das gegensätzliche Solarangebot zur Energienachfrage. Im Sommer, wenn die Solaranlage am meisten Wärme produziert, wird am wenigsten benötigt. Daher sollten diese Anlagen nicht auf die Wintermonate ausgelegt werden, um eine Überdimensionierung und unnötige Kosten zu vermeiden.
Folgende Richtwerte können für die Auslegung einer Solaranlage für ein Einfamilienhaus herangezogen werden:
Bei der Auslegung des Speichervolumens sollte beachtet werden, dass je größer der Pufferspeicher ist, desto größer werden auch die Wärmeverluste und je größer die Kollektorfläche ausgelegt wird, desto größer ist der produzierte Überschuss im Sommer.
Diese Speichergrößen können für wenige Tage im Winter das Warmwasser vorhalten. Für längere Zeiträume gibt es sogenannte Jahreszeiten- oder Langzeitspeicher. Diese Speicher habe eine Größe von 10-100und können bis zu mehreren Wochen Wärme speichern. Voraussetzung dafür sind ein gut gedämmtes Haus und ein gute Speicherdämmung. Die Kollektorfläche beträgt in diesen Fällen 30-100m. Dadurch kann theoretisch eine Deckungsrate von 100% erreicht werden. Aus Kostengründen ist eine Deckungsrate von 60-70% erstrebenswerter. Je öfter ein Speicher Be- und Entladen wird, umso günstiger ist die bereitgestellte Wärme. In diesen sogenannten Sonnenhäuser wird in den meisten Fällen die fehlende Wärme mit einem Holzofen mit Heißwasseranschluss ausgeglichen.
Bei Jahreszeiten- oder Langzeitspeichern ist auch trotz einer guten Dämmung des Speichers eine Überhitzung des Hauses in den Sommermonaten möglich. Dies kann durch eine gute Nachtlüftung, eine Entladung des Speichers während der Nacht oder eine Abkoppelung des Speichers vom Haus durch einen wiederverschließbaren Luftspalt verhindert werden.
Bei der Planung einer Solaranlage muss unterschieden werden zwischen einem Neubau und einem Altbau. Bei einem Altbau sollte zuerst in eine gute Dämmung investiert werden. Als zweiter Schritt sollte eine Heizungsanlage auf Basis von erneuerbaren Energien installiert werden, von der die Solaranlage ein Teil sein kann. Die Erfahrungswerte der letzten Jahre haben gezeigt, dass es ökonomisch günstig ist bei einem schlecht gedämmten Haus eine Deckungsrate von 10% anzustreben. Bei einem sehr gut gedämmten Haus kann die Solaranlage bis ca. 40% Deckungsrate ausgelegt werden. Sollen höhere Deckungsraten erreicht werden, sollte die Auslegung mit einem Solarsimulationsprogramm überprüft werden, um unnötige Mehrkosten zu vermeiden.
Eine Solaranlage kann mit fast allen Wärmeerzeugern kombiniert werden und so einen Beitrag zur Autarkie eines Hauses beitragen. Das ist vor allem im Winter interessant, da eine Solaranlage im Gegensatz zu einer PV-Anlage oder einer Wärmepumpe das Stromnetz im Winter entlastet.
Blockheizkraftwerke sind nicht geeignet für eine Kombination, da durch eine Solaranlage die Laufzeit zu stark vermindert wird. Ebenso ist eine Luft-Wärmepumpe keine gute Kombination, da diese im Sommer die höchsten Wirkungsgrade haben.
Eine sehr gute Kombination ist eine Erd-Wärmepumpe, da sich das Erdreich im Sommer besser regenerieren kann, wenn die Solaranlage einen Teil der Wärmeerzeugung übernimmt. Ebenso, kann das überschüssige Warmwasser im Sommer in den Brunnen geleitet werden, um das Erdreich zusätzlich zu regenerieren und eine bessere Effizienz im Winter zu erreichen.
Für Neubauten schreibt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) vor, dass mindestens 15% der Wärme solar gedeckt werden müssen, entweder durch eine PV-Anlage oder durch eine Solaranlage. Einige Bundesländer fordern, dass auch bei Sanierungen im Altbau. Dieser Wert gilt ohne Nachweis als erfüllt, wenn pro Quadratmeter Wohnfläche 0,04 Kollektorfläche für eine Solaranlage installiert werden.
Unabhängig von der Größe der Anlage, sollten folgende Punkte bei der Planung unbedingt beachtet werden:
Die Anlagenkosten sind stark abhängig von dem Installationsaufwand, wodurch größerer Anlagen in Bezug auf die Kosten pro kWh günstiger sind. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Preise, wenn der Warmwasserspeicher schon vorhanden ist:
(Quelle: Schulz et al., 2022)
Es ist möglich, eine Förderung ür Solaranlagen zu erhalten. Eine Anlaufstelle dafür ist die KfW. Zusätzlich zu den Investitionskosten kommen die Betriebskosten. Das sind ca. 20-60€ Stromverbrauch im Jahr (abhängig von dem Energiebedarf der Pumpe und ohne PV-Anlage) und eine regelmäßige Wartung. Durch die steigenden Preise für Gas amortisieren sich die Kosten immer schneller, da bei einer Solaranlage keine Kosten für den Energieträger entstehen.
Solaranlagen werden häufig falsch geplant und fehlerhaft ausgeführt. Auf folgende Punkte sollte geachtet werden, damit die Anlage effizient arbeiten kann:
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