Durch die Kombination von sehr dichten Gebäuden und belasteten Baustoffen bzw. Möbeln kann die Schadstoffkonzentration in Innenräumen gefährlich ansteigen. Wir erklären euch, welche Ausdünstungen gefährlich für die Gesundheit sein können und wie die Schadstoffbelastung in Innenräumen aktiv gesenkt werden kann.
Wir verbringen 90% unserer Lebenszeit in Innenräumen. Die Entwicklungen in der Baubranche der letzten 70 Jahren haben allerdings dafür gesorgt, dass unsere Umgebung für uns lebensunfreundlich geworden ist. Die Medizin hat dafür sogar zwei Begriffe:
Da die krankmachenden Eigenschaften von Gebäuden noch nicht ausreichend erforscht sind, ist es oft schwierig, die Auslöser zu finden. Für manche Schadstoffe gibt es Grenzwerte, aber z.B. bei Wechselwirkungen besteht noch sehr viel Forschungsbedarf. Auch der unterschiedliche Einfluss von bestimmten Schadstoffen auf Frauen und Männer ist so gut wie noch nicht erforscht. Weil viele Menschen den Einfluss von Gebäuden und der Umgebung auf die physische und psychische Gesundheit unterschätzen, wird bei Erkrankungen oft nicht in diese Richtung nach der Ursache gesucht.
Es gibt vier verschiedene Möglichkeiten, warum unsere Innenraumluft mit Schadstoffen belastet sein kann:
Die möglichen Raumbelastungen können in drei Gruppen aufgeteilt werden:
Baustoffe können viele verschiedene Chemikalien enthalten, die nachweislich oder potenziell gesundheitsschädlich sind. Für viele Schadstoffe gibt es mittlerweile Verbote oder Grenzwerte. Bei den chemischen Belastungen gibt es zwei Probleme: Erstens sind viele Schadstoffe noch nicht ausreichend untersucht; die festgelegten Grenzwerte sind nur Momentaufnahmen der Forschung und werden in vielen Fällen heruntergesetzt, sobald mehr Erkenntnisse vorliegen. Zweitens wird zwar oft angegeben, dass die gesetzlichen Grenzwerte von bestimmten Schadstoffen eingehalten werden, aber durch fehlende Volldeklarationen von Inhaltsstoffen oder Messergebnissen kann nicht nachvollzogen werden, ob Baustoffe wirklich schadstofffrei sind. Hinzu kommt, dass sich Schadstoffkonzentrationen von einzelnen Baustoffen in der Raumluft akkumulieren können.
Bei einigen Gesundheitsproblemen, die durch chemische Belastungen hervorgerufen werden, kann in vielen Fällen die Quelle nicht bestimmt werden, da die Probleme zeitversetzt auftreten können. Bei Krebs können sogar mehrere Jahre zwischen der Exposition und dem Ausbruch der Krankheit liegen. Hinzu kommen Wechselwirkungen und Bioakkumulation, d.h. ein Schadstoff reichert sich im Körper über längere Zeit an, bis die kritische Menge erreicht ist.
Häufige chemische Belastungen in Innenräumen können durch folgende Stoffe ausgelöst werden:
Bei Sanierungen von Altbauten sollte auch bedacht werden, dass dort Schadstoffe verbaut sein können, die heute verboten sind, wie z.B. Asbest und Lindan.
Biologische Belastungen können sehr verschiedene Ursprünge haben, aber werden hauptsächlich durch die Planung, Ausführung, Wohnverhalten und Instandhaltung ausgelöst:
Eine physikalische Schadstoffquelle ist Radon. Radon kommt natürlich in der Erdkruste vor und kann durch Undichtigkeiten im Keller bzw. der Bodenplatte in Häuser eindringen und die Radioaktivität in Räumen auf gesundheitlich problematische Werte erhöhen.
Weitere physikalische Belastungen können elektromagnetische Wechselfelder, Lärm, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Licht sein.
Nicht alle negativen Auswirkungen von Innenräumen auf den Menschen kann man messen. Viele Faktoren sind subjektiv. Folgende Werte können gemessen werden:
Der Zeitpunkt der Messung sollte beachtet werden. Für Neubauten oder nach Renovierungen wird empfohlen, Schadstoffmessungen nach ca. vier Wochen durchzuführen, wenn das Haus etwas ausgelüftet ist. Generell sollte in Neubauten und nach Sanierungen ausgiebig gelüftet und in frisch renovierten Räumen nicht geschlafen werden. In Bestandsgebäuden kann der Messzeitpunkt frei gewählt werden.
Messungen können z.B. von Baubiologen und -biologinnen durchgeführt werden. Seriöse Anbieter bzw. Anbieterinnen findet man bei der Beratungsstelle IBN – Institut für Baubiologie und Nachhaltigkeit. Auch das Sentinel-Haus Institut führt einen Baustoffkatalog mit auf Schadstoffen getesteten Produkten und bietet Schadstoffmessungen und Zertifizierungen an. Über beide Webseiten findet man auch Fachplaner sowie -planerinnen und Baufirmen, die sich mit dem Thema Wohngesundheit auskennen bzw. Zertifikate vorweisen können.
Wenn der Schadstoffgehalt in der Innenraumluft erhöht ist, gibt es verschiede Maßnahmen, um die Luftqualität zu verbessern:
Bei der Planung und Auswahl der Materialien sollte schon auf Schadstofffreiheit geachtet werden. Dafür kann man geschulte Fachplaner bzw. Planerinnen beauftragen und/oder auf bestimmte Siegel achten:
Tipp der Expertin: Generell lohnt es sich, das Thema Schadstofffreiheit so früh es geht in die Planung mit einzubeziehen, da es ein Kriterium für die Auswahl der Planer bzw. -planerinnen und Baufirmen ist. Durch die Vielzahl der Produkte und möglichen Belastungen ist bei diesem Thema Fachkenntnis notwendig. Viele Planer und Planerinnen sowie Baufirmen sind sich der Problematik nicht bewusst. Die Auswahl und Verwendung von schadstofffreien Baustoffen sollte in den Verträgen mit aufgenommen werden. Im Leistungsverzeichnis sollten explizite Produkte genannt werden. Ebenso sollte schriftlich vereinbart werden, dass Baustoffe bzw. Bauprodukte nicht ohne Rücksprache ersetzt werden dürfen, wenn sie z.B. nicht lieferbar sind.
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