Blower-Door-Test – Durchführung, Anforderungen und Tipps
2/3/2023

Blower-Door-Test – Durchführung, Anforderungen und Tipps

Ein Begriff, der häufig im Zusammenhang mit energieeffizientem Bauen fällt, ist der Blower-Door-Test. Der Blower-Door-Test überprüft die Luftdichtigkeit eines Gebäudes. Wir erklären, warum der Luftdichtigkeitstest wichtig ist und wie er durchgeführt wird.

Was ist der Blower-Door-Test?

Der Blower-Door-Test ist ein Verfahren zur Messung der Luftdichtigkeit eines Gebäudes. Der Name kommt von dem Gerät, mit welchem der Test durchgeführt wird. Bei dem Test wird der Druckunterschied zwischen der Innen- und Außenluft gemessen, wodurch das Ausmaß der Undichtigkeiten beurteilt werden kann, bzw. die Undichtigkeit und Lecks der Gebäudehülle lokalisiert werden können.

  • Die Vorteile einer Luftdichtigkeitsmessung sind die folgenden:
  • Der Test zeigt Schwachstellen in der Gebäudehülle auf.
  • Durch den Test können Leckagen lokalisiert werden.
  •  Durch das Lokalisieren von Leckagen und deren Ausbesserung können Bauschäden vermieden werden.
  • Durch eine dichte Gebäudehülle können effektiv Heizkosten eingespart werden.
  • In einem dichten Haus kann ein höherer Wohnkomfort erreicht werden.
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Wie wird ein Blower-Door-Test durchgeführt?

Für die Durchführung des Luftdichtigkeitstests werden alle Öffnungen wie z.B. Schornsteine und Lüftungsdurchlässe abgeklebt. Das Gebläse bzw. die Blower-Door wird in einer Tür oder einem Fenster eingebaut. Während des Tests sollten Fenster und Türen geschlossen gehalten werden.

Für die Vorbereitung von Luftdichtigkeitsmessungen kann eine Checkliste helfen.

Das Gebläse erzeugt entweder einen Unterdruck oder einen Überdruck von 50 Pa, was einer Windstärke von 5 entspricht. Gemessen werden die Volumenströme, die benötigt werden, um den Druck aufrechtzuerhalten. Das entspricht den Volumenströmen, die durch Undichtigkeiten entweichen. Diese Luftaustauschrate, n50-Wert genannt, sollte so gering wie möglich sein. Mit einer Thermografiekamera, einer Nebelmaschine und Strömungsmesser können Leckagen geortet und ausgebessert werden.

Wenn die Lecks geortet und ggf. ausgebessert wurden, dann findet die eigentliche Gebäudedichtheitsprüfung statt. Während der Messung werden für unterschiedliche Druckpunkte die jeweiligen Volumenströme gemessen, woraus der n50-Wert berechnet wird. Die Druckpunkte reichen in 10er Schritten von 0 bis 100 Pascal. Der hohe Druck soll überprüfen, ob z.B. die Verklebungen der Folien auch dauerhaft dicht sind. Während der Messung werden auch die Randbedingungen und Einflussfaktoren, wie z.B. die Temperatur, festgehalten.

Der Test wird in den meisten Fällen am Ende der Bauausführung durchgeführt, was aber Nachteile mit sich bringt. Wenn die Bauarbeiten fast abgeschlossen sind, dann lassen sich manche Leckagen nur mit einem Mehraufwand oder gar nicht mehr ausbessern. Daher sollte der Test zu einem früheren Zeitpunkt ausgeführt werden. Ein geeigneter Zeitpunkt ist nach Abschluss der Erstellung der Außenhülle, inklusive Fenster, Türen und Luftdichtigkeitsebene, bevor der Innenausbau angefangen wird.

Welche Regelungen gelten für den Blower-Door-Test?

Ein Blower-Door-Test ist nur zwingend notwendig, wenn eine kontrollierte Wohnraumlüftung eingebaut wird. Die meisten Förderprogramme für energetische Bauen fordern als Förderbedingung eine Überprüfung der Luftdichtigkeit.

Die Messungen und erlaubten Ergebnisse sind folgendermaßen geregelt:

DIN Normen

Die DIN 4108 „Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden“ enthält Planungsempfehlungen zur Ausführung einer luftdichten Gebäudehülle. Dort sind auch die Werte für eine Druckdifferenzmessung angegeben:

Luftdurchlässigkeitn50 Einfamiliengebäude mit maschineller Lüftungn50 Mehrfamiliengebäude mit maschineller Lüftung
sehr dicht1,0 - 3,0 h-10,5 - 2,0 h-1
mittel dicht3,0 - 8,0 h-12,0 - 4,0 h-1
wenig dicht8,0 - 20,0 h-14,0 - 10,0 h-1

Neubauten sollten am besten einen n50-Wert von unter 1,0 h-1 erreichen. Ein Passivhaus muss einen n50-Wert unter 0,6 h-1 erreichen. Das gilt auch für KfW40-Häuser. Die RAL fordert einen maximaler n50-Wert von 1,0.

Weitere Bemessungswerte gibt es in der DIN C 18599 „Energetische Bewertung von Gebäuden“

Kategorien zur pauschalen Einschätzung der Luftdurchlässigkeit von Gebäudenn50 Gebäude bis 1.500 m²
I: Einhaltung der Gebäudedichtheit wird nach Fertigstellung überprüft2,0 bzw. 1,0 h-1 für Gebäude mit raumlufttechnischer Anlage
II: zu errichtende Gebäude oder Gebäudeteile, bei denen keine Dichtheitsprüfung vorgesehen ist4,0 h-1
III: Sonstige Fälle, die nicht in Kategorie I, II oder IV einzuordnen sind6,0 h-1
IV: Vorhandensein offensichtlicher Undichtheiten, wie z.B. offene Fugen in der Luftdichtheitsschicht10,0 h-1

*) für Gebäude mit raumlufttechnischer Anlage

In der DIN EN ISO 9972 ist die Durchführung des Differenzdruckverfahrens geregelt.

GEG

In der GEG steht folgendes: „Ein Gebäude ist so zu errichten, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig nach den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist.“ Das bedeutet, dass ein Gebäude luftundurchlässig errichtet werden muss, aber eine Überprüfung nicht zwingend erforderlich ist. Das GEG fordert, dass in Wohngebäuden der n50-Wert bei freier Lüftung kleiner als 3,0 h-1 und mit Wohnraumlüftung kleiner als 1,5 h-1 ist.

KfW

Die KfW fordert für ihre Förderungen einen Nachweis über die Luftdichtigkeit. Ein n50-Wert von £ 1,5 h-1 muss für alle Häuser eingehalten werden. Weitere Anforderungen können je nach Förderprogramm oder Effizienzklasse unterschiedlich sein. Das Messprotokoll der Dichtigkeitsüberprüfung muss für den Erhalt der Zuschüsse eingereicht werden.

Auch die BaFa fordert für ihre Förderungen einen Nachweis über die Luftdichtigkeit.

Wer führt ein Blower-Door-Test durch?

Der Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen e.V. vermittelt Ansprechpartner*innen. Auf ihrer Website sind ausführliche Informationen über Luftdichtigkeitsmessungen zu finden.

Energieberater*innen und Baufirmen können auch Luftdichtigkeitsuntersuchungen durchführen oder vermitteln. Bei einigen Baufirmen, die z.B. Niedrigenergiehäuser planen und ausführen, ist der Test eine Inklusivleistung. Nachfragen lohnt sich.

Wie viel kostet ein Blower-Door-Test?

Die Kosten liegen je nach Umfang für ein ca. 150 m² großes Einfamilienhaus zwischen 300 und 600 Euro plus Mehrwertsteuer für eine ca. dreistündige Messung. Die Kosten können regional sehr unterschiedlich sein. Damit die Angebote vergleichbar sind, sollten diese ausreichend detailliert sein, damit man z.B. Positionen wie die Anfahrt vergleichen kann.

Demgegenüber stehen die Einsparungen. Diese können je nach Ausmaß der georteten und beseitigten Leckagen, über die Jahre hinweg als Heizkosten eingespart werden und mehrere tausend Euro betragen. Ebenso können durch die Ausbesserung von Leckagen kostspielige Bauschäden vermieden werden.

Die Luftdichtigkeitsmessung wird auch gefördert. Sich vor der Durchführung bei der KfW und auch den Ländern bzw. Kommunen zu erkundigen, kann sich lohnen.

Welche Fehler können beim Blower-Door-Test auftreten?

Bei einer Luftdichtigkeitsmessung sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Die Messergebnisse können fehlinterpretiert werden, weil die Leckageströme bei bestimmten Druckdifferenzen in ein Verhältnis zu unterschiedlichen Bezugsgrößen gesetzt werden können. Eine Bezugsgröße ist z.B. das Gebäudevolumen, welches nicht ohne Überprüfung aus den Bauzeichnungen entnommen werden sollten, weil das abweichen kann. Das kann z.B. je nach Baufortschritt der Fall sein.
  • Es müssen die Voraussetzungen für eine Messung gegeben sein. Eine Anforderung ist z.B., dass die natürlich vorkommende Luftdruckdifferenz zur Außenluft nicht höher sein darf als 5 Pascal. Im Innenraum müssen alle Türen im beheizten Bereich geöffnet sein und alle geplanten Öffnungen in der Außenhaut abgedichtet werden.
  • Je früher die Luftdichtigkeitsmessung durchgeführt wird, desto besser können Leckagen beseitigt werden. Bei einer frühen Durchführung besteht allerdings die Gefahr, dass die Luftdichtigkeitsebene durch die nachfolgenden Bauarbeiten beschädigt werden können. Die Handwerker*innen sollten über die Durchführung informiert und sensibilisiert werden.
Über den Autor
Dipl. Ing. Ester Karl
Bauingenieurin & Autorin
Als Bauingenieurin & Bauphilosophin setzt sich Ester für die Themen Nachhaltigkeit & wohngesundes Bauen ein.

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