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Das Nachfolgeprogramm des Baukindergeldes ist seit Einführung im Juni nur wenig in Anspruch genommen worden. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sieht jedoch noch kein Handlungsbedarf: “Wir werden den Abfluss des Programms wie auch bei den anderen intensiv monitoren und die Konditionen an den Abfluss anpassen”, so Geywitz. Eine Summe von 900 Millionen Euro verspreche ein flexibles Handeln.
Das Förderprogramm der Bundesregierung für klimafreundliche Neubauten richtet sich insbesondere an Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen. Familien mit zwei Kindern könnten laut Geywitz beim Bau mit den klimafreundlichsten Standards bis zu 40.000 Euro sparen.
Aktuelle Zahlen belegen jedoch, dass der Fördertopf zögerlich angenommen wird. In einer Antwort des Ministeriums zur Anfrage vom CDU-Abgeordneten Jan-Marco Luczak heißt es, dass seit Juni lediglich 31 Anträge für die zinsgünstigen Kredite von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bewilligt worden sind. Luczak dazu: “Das Förderprogramm der Ampel zur Eigentumsbildung für Familien droht zum Rohrkrepierer zu werden”. Weiter erklärt er: “Wir haben von Anfang an davor gewarnt, dass das Programm strukturell falsch konzipiert ist.” Die energetischen Anforderungen und Bedingungen müssten vom zuständigen Ministerium geändert und angepasst werden, um möglichst vielen Familien den Traum des Eigenheims erfüllen zu können. Zudem müsste die Förderung auch für Bestandsimmobilien gelten. “Denn 80 Prozent der Eigentumsbildung vollzieht sich im Bestand”, so Luczak.
Ministerin Geywitz sieht positiv in die Zukunft: “Für eine Bewertung der Neubauförderung im privaten Bereich ist es noch zu früh.” In der Regel benötigen Kreditgeschäfte in diesem Bereich länger, bis es zum Abschluss kommt. Bis Ende Juni wurden laut Ministerium Darlehen in Höhe von 4,9 Millionen Euro vergeben.
Das neue Förderprogramm mit zinsverbilligten Krediten gilt als Nachfolger des erfolgreichen Baukindergeldes, welches mit jährlichen Förderzuschüssen von 1.200 Euro pro Kind ausgestattet war.
Quelle: KfW-Familienförderung: Eigenheimförderung für Familien läuft nur schleppend an | ZEIT ONLINE
Das aktuelle Deka-S-Finanzklima für das zweite Quartal, ein Index, der von der Sparkassen-Finanzgruppe veröffentlicht wird, zeigt, dass sich die Lage auf dem Baufinanzierungsmarkt langsam stabilisiert. Grundlage für den Index ist eine Umfrage unter den deutschen Sparkassenvorständen - diese werden quartalsweise zur aktuellen Lage auf den Finanzmärkten befragt.
Die Sparkassen-Manager schätzen die Nachfrage nach Immobiliendarlehen in der jüngsten Umfrage positiv ein - es gab einen Anstieg von 34,6 auf 69,2 Punkte. Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank erklärt jedoch: „Dies darf man nicht mit einem neuen Boom bei der Wohnungsbaufinanzierung verwechseln. Vielmehr ist wohl eher der Absturz vorbei und es handelt sich um eine erste Verbesserung bei Immobilienfinanzierungen auf niedrigem Niveau.“
Weiter sagt Kater: „Der Schock des sprunghaft angestiegenen Zinsenniveaus klingt allmählich ab, langsam setzt Gewöhnung ein.” Entsprechend gebe es auch bei den Unternehmenskrediten eine erste Stabilisierung bis hin zu einer leicht anziehenden Nachfrage. Im Vergleich zum vorherigen Quartal sei der Indexwert von 70,8 auf 79, 8 Prozentpunkte gestiegen.
Ebenso sei die Bereitschaft für die Kreditvergabe auf 105,8 Punkte angestiegen. Ein Niveau um die 100 Punktemarke heiße laut Kater jedoch, dass die Verbesserungen und Verschlechterungen fast im Gleichgewicht seien.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Finanzmarkt nach der starken Zinserhöhung erstmals wieder stabilisiert. Der Gesamt-Index des S-Finanzklimas stieg von 77,3 im vorherigen Quartal auf 85,0 Punkte an.
Quellen Immobilienmarkt: Sparkassen erkennen Stabilisierung bei der Baufinanzierung (handelsblatt.com)
Mehrere Bauherr:innen aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben Ärger mit ihrem Traumhaus von Ytong-Bausatzhaus. Das beauftragte Franchise-Unternehmen des namhaften Herstellers “Bausatzhaus Nord Holstein" aus Henstedt-Ulzburg erbrachte nicht die vereinbarten Leistungen - Unfertige Häuser und finanzielle Probleme sind das Ergebnis.
Die in der Reportage vom NDR Schleswig-Holstein interviewten Familien haben sich für ein Bausatzhaus von Ytong entschieden, weil sie vor allem auf die bekannte Marke gesetzt haben, die dahinter steht. "Wir dachten, da steht ein großer Konzern dahinter." Oder: "Ytong kennt man doch”, werden die norddeutschen Bauherr:innen zitiert. Anders als die Bauenden jedoch erwartet haben, basiert das Prinzip von Ytong auf einem einfachen Franchise-Modell: Die Ytong-Bausatzhaus GmbH schließt deutschlandweit Franchiseverträge mit ortsansässigen Bauunternehmen ab, die mit dem Namen Ytong-Häuser vertreiben dürfen. Der Konzern Xella mit der Tochterfirma Ytong-Bausatzhaus GmbH liefert dabei nur den Namen, mit der Umsetzung der Baumaßnahme hat sie, auch im rechtlichen Sinne, nichts zu tun.
Die Firma “Bausatzhaus Nord Holstein” trat als regionaler Partner von Ytong auf und warb mit entsprechendem Namen um Kunden. Zuerst mit zwei Geschäftspartnern, ab 2021 dann nur noch mit dem Geschäftsführer Holm Sippel. Laut NDR-Recherchen führte das zu massiven Problemen wie Baumängeln und unzufriedenen Bauherr:innen. Mitte März dieses Jahres sogar zur Insolvenz des Unternehmens in SH.
Bauherr:innen stehen vor unfertigen Häusern
Familie Bogen/Ruf schloss im Februar des letzten Jahres einen Vertrag mit der “Bausatzhaus Nord Holstein” über einen Rohbau für das 220 Quadratmeter große Einfamilienhaus. Vor allem der Name Ytong hatte ihnen dabei ein gutes Gefühl gegeben, so die Bauherr:innen gegenüber dem NDR. Am Ende wartete die Familie unverhältnismäßig lange auf den Dachstuhl und auch Fenster und Klinker kamen nicht und mussten von den Bauenden sogar doppelt bezahlt werden, da Geschäftsführer Sippel den Abschlag für beides bereits erhalten, aber nicht an die zuständigen Firmen weitergeleitet hatte. Damit das Haus weiter gebaut werden konnte, mussten die Bauenden erneut an Fensterbauer und Co. zahlen. Ein Schaden in Höhe von 70.000 Euro entstand, wie das Paar angibt.
Nicht nur Familie Bogen/Ruf steht vor Problemen beim Bau mit der Firma "Bausatzhaus Nord Holstein", auch in Niedersachsen bei den Bauenden Saucke zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Hier steht die Familie vor dem Problem, dass die Bodenplatte zu tief eingebaut wurde. Die Folge: Das Schmutzwasser kann nicht in die Kanalisation fließen, weil das Gefälle fehlt, so Bauherrin Saucke. Um den Schaden zu beheben, muss die Familie laut eigenen Angaben bis zu 70.000 Euro investieren.
Weitere Fälle von falsch eingebauten Treppen oder Balkonen oder falsch geplanten Kamin-Zügen häufen sich nach der Recherche von NDR Schleswig-Holstein.
Als ehemaliger Bauleiter des Unternehmens “Bausatzhaus Nord Holstein” spricht Torsten Zemelka von "Chaos, totalem Chaos. Es gab keine Struktur, man konnte kein einziges Haus, keinen Bauherren richtig betreuen, weil alle nur von Problemen geredet haben. Nichts lief richtig, von vorne bis hinten." Vor allem im finanziellen Bereich gab es laut Zemelka einige Probleme: "Nach meinem Verständnis ist es so, dass man für jedes Haus, dass man baut, eine Kostenstelle hat. Das heißt, wenn Rechnungen reinkommen von Dachdeckern, Betonarbeitern oder Fensterbauern, dann muss das zugeordnet werden. Zu welchem Bauobjekt gehören diese Rechnungen? Das gab es aber nicht.” Dabei soll der Geschäftsführer Holm Sippel mit anderen Dingen beschäftigt gewesen sein, so Zemelka.
Nach NDR-Recherchen sei der Geschäftsführer Sippel auch an anderen Bauunternehmen beteiligt. Diese weisen zum Teil ebenfalls erhebliche finanzielle Schwierigkeiten auf. Michael Herte von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein appelliert deswegen an Verbraucher:innen, bei solchen Firmenkonstrukten genau aufzupassen: "Das wirkt so auf mich, als hätte man von vornherein eine Strategie entwickelt, um bei Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens mit dem anderen weiterzumachen. Das ist kein gutes Zeichen, keine vertrauensbildende Konstruktion. Man sollte eher die Finger davon lassen, wenn man merkt, dass die einzelnen Unternehmen total austauschbar sind."
Auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein antwortet Sippel unter anderem selbst, dass ihm keine gravierenden Baumängel bekannt seien.
Der Weltkonzern Xella distanziert sich von ihrem Franchise-Partner und erklärt auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein, dass seit Mitte Juni des aktuellen Jahres mit der Zusammenarbeit Schluss sei - dem Partner liege eine außerordentliche Kündigung vor. Auch die Zusammenarbeit mit einer weiteren Firma des Geschäftsführers Sippel werde nicht verlängert, so ein Sprecher des Konzerns.
Quelle: Ytong-Haus: Geplatzte Bau-Träume und viel Ärger in SH | NDR.de - Nachrichten - Schleswig-Holstein
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