Diese Vor- und Nachteile hat ein Doppelhaus
15/6/2022

Diese Vor- und Nachteile hat ein Doppelhaus

Die Flächen in Großstädten und Ballungszentren sind eh schon mehr als rar und auch in ländlichen Gebieten wird Bauland immer knapper. Eine platzsparende Alternative sind Doppel- oder Reihenhäuser, die in der Regel mit weniger Grundstücks- und Wohnfläche realisiert werden. Das bedeutet dann auch weniger Kosten für das Bauvorhaben, aber stimmt das wirklich? Ob Doppelhaushälften wirklich günstiger sind und was sie für Vor- und Nachteile für zukünftige Hausbesitzer und -besitzerinnen haben, überlegen wir hier. 

Vorteil: Kostenersparnis

Grundsätzlich sind Doppelhaushälften günstiger als frei stehende Einfamilienhäuser, und das hat mehrere Gründe. Einerseits benötigen Bauherren und -herrinnen für den Bau eines Doppelhauses weniger Grundstücksfläche, es wird sich eine gemeinsame Außenwand geteilt und auch nur ein Dach muss gebaut werden. 

Weitere Ersparnisse liegen in einer gemeinsam genutzten Heizungsanlage, die zwar im Gegensatz zu einer Anlage für ein Einfamilienhaus größer und teurer ausfällt, aber trotzdem weniger Kosten verursacht, als würden zwei Heizungsanlagen gekauft werden. 

Doppelhäuser bedürfen nur drei Außenwänden, weil sie sich eine Wand teilen. Das senkt die Baukosten je nach Größe des Hauses. In der Regel entfällt bei dieser Bauvariante dann eine umfangreiche Wärmedämmung dieser Wand. Und auch die Dachkonstruktion ist grundsätzlich weniger aufwendig zu dämmen. 

Insgesamt können also folgende Kostenfaktoren beim Doppelhaus geteilt werden, und somit jede Menge eingespart werden: 

  • Grundstück: Prinzipiell wird eine kleinere Grundstücksfläche benötigt – das lässt den Preis pro Quadratmeter je nach örtlichen Preisen durch den gemeinsamen Kauf geringer werden. 
  • Erschließung: Insgesamt müssen Bauende mit rund 10.000 bis 15.000 Euro für die Erschließungskosten (Strom-, Gas-, Wasseranschluss, Vermessung, Bodengutachten) rechnen. Bei einem Doppelhaus halbiert sich die Summe entsprechend. 
  • Dach: Je nach Dachkonstruktion und -form können Bauende von Doppelhaushälften hier einiges sparen. Ein einziges Dach bedarf weniger Material, einer weniger aufwendigen Konstruktion und einer geringeren Dämmung. 
  • Außenwand: Beim Doppelhaus wird eine Außenwand gemeinsam genutzt. Das reduziert nicht nur die Baukosten um rund 30 Prozent für diese Wand, sondern auch die späteren Energiekosten, da sich Heizkosten in der Regel verringern. Die Außenwand muss weniger aufwendig gedämmt werden.  
  • Heizungsanlage: Eine effizientere und größere Heizungsanlage für die Doppelhaushälften kostet im Schnitt 10 bis 15 Prozent mehr als eine Anlage für ein Einfamilienhaus. Mit einer gemeinsamen Heizung können die Bauenden gegenüber zwei Heizungsanlagen bis zu 60 Prozent der Kosten einsparen. Im laufenden Betrieb können zusätzlich Wartungs- und Instandhaltungskosten geteilt werden. 
  • Außenanlagen: In der Regel können Bauende von Doppelhäusern auch bei der Planung und Gestaltung der gemeinsamen Außenanlagen profitieren. Hier lassen sich fünf Prozent im Gegensatz zum Einfamilienhaus einsparen. 

Experten und Expertinnen gehen davon aus, dass mit einem Doppelhaus bis zu 50.000 Euro der Gesamtkosten im Vergleich zu einem von der Ausstattung und Größe gleichen Einfamilienhaus eingespart werden können. 

Nachteil: Tür an Tür mit den Nachbarn?

Für viele galten Doppelhaushälften als spießige Alternative zum Einfamilienhaus – das hat sich in den letzten Jahren aber geändert. Immer mehr Bauherren und -herrinnen erkennen das Potenzial des doppelten Hauses, vor allem wenn Mann oder Frau die Nachbarpartei persönlich kennt. Es kann durchaus von Vorteil sein, wenn ein nahes Familienmitglied nebenan wohnt und mal eben auf die Kinder aufpassen oder zur täglichen Pflege der Oma rüberkommen kann. 

Auch wenn das Hausbaubudget knapp ist, kann es Sinn machen, über eine Doppelhaushälfte nachzudenken, denn zumindest eine Wand können sich beide Parteien teilen. Für diese bezahlt Bauherr oder Bauherrin dann entsprechend weniger. 

Bevor es also an die Planung und den Bau einer Doppelhaushälfte mit Freunden, Familien oder Unbekannten geht, sollten sich Bauende überlegen, ob das Leben in einer Doppelhaushälfte überhaupt infrage kommt. Dabei können folgende Fragen helfen, Klarheit zu schaffen: 

  • Kann ich es mir vorstellen, mit (unbekannten) Menschen eng beieinander zu wohnen und deren Alltag mitzuerleben? In der Regel hören Bewohner und Bewohnerinnen von Doppelhaushälften viele Geräusche mit – egal ob draußen im Garten oder drinnen.
  • Gehören die Menschen, die nebenan wohnen, zur Familie, dem Freundeskreis oder sind es Bekannte? Habe ich bereits mit ihnen zusammen gewohnt und kann ich mir das Leben mit ihnen nebenan problemlos vorstellen? Wie geht man mit Konfliktsituationen um? Soll es schriftliche Absprachen geben?
  • Möchte ich lieber mit fremden Menschen zusammenleben und einen schriftlichen Vertrag über Mitspracherecht, Lärmbelästigung und Co. vereinbaren? Bin ich bereit, mich in meinen eigenen vier Wänden an diese Absprachen zu halten und mögliche Einschränkungen in Kauf zu nehmen?

Wer gemeinsam mit einer anderen Partei, unabhängig davon, ob es sich dabei um Familie oder Unbekannte handelt, eine Doppelhaushälfte realisieren möchte, der sollte sich ausreichend von einem fachkundigen Architekten oder einer Architektin beraten lassen. In vielen Fällen ist es sinnvoll, einen schriftlichen Vertrag abzuschließen, indem grundsätzliche Fragen schon vor Baubeginn geklärt werden, zum Beispiel Heizungsart, Ziegelfarbe und Co. So können sich beide Parteien auf ihre Wünsche und Vorstellungen einigen.

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Fazit

Durch ein Doppelhaus lässt sich bares Geld sparen. Doch Bauwillige sollten alle Aspekte berücksichtigen. Der größte Nachteil ist die unmittelbare Nähe zum Nachbarn. Für viele Menschen fühlt sich das Wohnen in einer Doppelhaushälfte nicht wie in einem Haus, sondern eher wie in einer größeren Wohnung über mehrere Etagen an. In der Regel sind auch die Grundstücke und somit die Gärten von Doppelhaushälften kleiner, was alles insgesamt enger macht. Deswegen sollten beide Wohnparteien generell ein harmonisches Miteinander pflegen und Rücksicht auf die Nachbarpartei nehmen. Grundsätzlich sollte mehr in den Schallschutz der gemeinsamen Wand investiert werden, um Ruhestörungen und Lärmbeeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. 

Ist das Zusammenleben nicht durch gegenseitige Rücksichtnahme geprägt, könnte es zu Streitereien zwischen den Parteien kommen, die sich häufig über einen langen Zeitraum hinziehen und nicht selten in einem Rechtsstreit enden. Aus diesen Gründen ist es besonders wichtig, die Entscheidung für oder gegen ein Doppelhaus genau abzuwägen.

Über den Autor
Julian Droste
Gründer
Julian ist während des Baus seiner egienen vier Wände auf viele Probleme gestoßen, vor denen er angehende Bauherrinnen und Bauherren mit dem Hausbaukurs schützen möchte.

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