Wie viel Geld kann ich durch Eigenleistung einsparen?
27/5/2021

Selbst Hand anlegen und Bares sparen – Eigenleistungen beim Hausbau

Bei einem Hausbau müssen Bauherren und -herrinnen eine ganze Menge Geld in die Hand nehmen, um sich ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Das Budget kann aber in großem Maße entlastet werden, wenn Hausbauende Eigenleistungen einbringen. Die Kosten, die dabei gespart werden können, sind abhängig von den Fähigkeiten und Fachkenntnissen der Bauherren bzw. -herrinnen oder deren Familie, Freunden und Co. Nicht immer ist aber (Wo-)Man-Power sinnvoll, an manche Gewerke solltest du nur Profis lassen. Manchmal ist das Risiko nämlich zu groß, einen folgenschweren Fehler zu machen, der dich dann im Nachhinein viel mehr kostet. 

Die Muskelhypothek als Finanzierung 

Dass Eigenleistungen das Budget schonen können, erkennen auch Banken oder Kreditinstitute an. Dabei ist die Muskelhypothek die Leistung, die Bauherren und -herrinnen mit eigener Handwerkskraft einsparen können. Dadurch verringert sich nicht nur die Kreditsumme, sondern auch die Konditionen für Zinsen verbessern sich. Generell rechnen die Banken 15 Prozent der Bausumme als Eigenleistung an. Im Baugesetzbuch wird dazu geregelt, wie der Geldwert für die Eigenleistung ermittelt werden kann: „Der Wert der Selbsthilfe ist mit dem Betrag als Eigenleistung anzuerkennen, der gegenüber den üblichen Kosten der Unternehmerleistung erspart wird“ (§ 36 Absatz 3 II WoBauGe). 

Das heißt also nichts anderes als – der Bauherr oder die -bauherrin können sich den Arbeitslohn anrechnen, den ein vergleichbares Unternehmen erhalten hätte. 

Wie viel Eigenleistung kann ich leisten?

In Bezug auf die Eigenleistung gilt es, deine zeitlichen und fachlichen Ressourcen richtig einzuschätzen, um dann am Ende auf eine realistische Vorstellung davon zu kommen, was du als Bauherr oder -herrin wirklich selbst leisten kannst. Neben der Bauaufsicht und Kontrolle über einen reibungslosen Ablauf müssen sich Hausbauende dann mit den Eigenleistungen beschäftigen, das kann eine große zeitliche Herausforderung werden. Die Doppelbelastung muss dann noch mit dem Risiko gesehen werden, dass Fehler zu zeitlichen Verzögerungen oder zu kostenintensiven Nachbesserungen führen können. Außerdem müssen Häuslebauer und -bauerinnen daran denken, dass sie Materialien, Werkzeuge und Baumaschinen selbst organisieren müssen. In der Regel erhalten Unternehmer und Handwerker hierfür auch bessere Konditionen aufgrund der Menge, die sie einkaufen. Wer also mit Eigenleistungen plant, der sollte Kosten und Aufwand realistisch einschätzen und abwägen, ob sich die Eigenleistung im Gegensatz zur Beauftragung des Profis lohnt. 

Abgesehen davon sollten Hausbauende ihre eigenen Fähigkeiten gut einschätzen können und überlegen, was sie wirklich können bzw. was sie letzten Endes wirklich einbringen können. Der Zeitfaktor spielt dabei auch eine wesentliche Rolle. Wer einer Vollzeitbeschäftigung nachgeht und eine Familie hat sowie einen Bau leiten und Eigenleistung erbringen muss, der sollte sich bewusst sein, dass es zu einer Doppelbelastung kommen kann. 

Aber – nichts ist unmöglich, vor allem nicht, wenn Bauherren und -herrinnen von Fachexperten angeleitet werden und von deren Know-how profitieren.

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Sparen, wo du kannst

In Deutschland arbeiten laut Umfrage 90 Prozent der Bauherren und -herrinnen bei ihrem Bauprojekt mit. Dabei sind die handwerklichen Arbeiten, bei denen die zukünftigen Hausbesitzer und -besitzerinnen mitarbeiten, ganz unterschiedlich. 

Wer sich also an anderen orientieren möchte, der legt wie knapp 55 Prozent der Hausbauenden beim Tapezieren mit Hand an oder beim Fußboden verlegen. Mit 12 Prozent trauen sich nicht viele Hausbauende Elektroinstallationen oder das Wände hochziehen zu (Quelle: Interhyp/Statista-Umfrage).


Als wenig geübter Handwerker kannst du bei folgenden Leistungen sparen: 

  • Anstrich, Tapezieren und Co.: Auch mit wenig Know-how kannst du hier Kosten einsparen. Der Zeitaufwand ist mit circa 120 Stunden allerdings sehr hoch, dafür lassen sich circa 60-80 Prozent der Kosten sparen. 
  •  Fußboden legen (Fliesen, Laminat): Für einen Quadratmeter fallen für diese Arbeiten circa 30-40 Euro Lohnkosten für einen Profi an, zuzüglich der Materialkosten. Wer hier also geübt ist, der kann auch selbst mit anpacken. 
  • Trockenbauarbeiten: Hier ist Einsatz beim Verlegen, Verspachteln und Schleifen der Rigips-Platten gefragt. Hausbauende, die im Trockenbau mithelfen, können so die Kosten im Gewerk um 70 Prozent verringern.  
  • Garten und Außenanlagen: Im Garten und im Außenbereich legen die meisten Hausbauenden zu 100 Prozent selbst Hand an, auch ohne Experten. Eine allgemeine Beratung über die Gestaltungsmöglichkeiten ist aber trotzdem sinnvoll. 

Als Handwerker mit gutem Know-how oder als echter Profi kannst du hier Bares sparen: 

  • Rohbau: Wer von Grund auf mithelfen möchte, der kann sich als geübter Heimwerker auch am Rohbau beteiligen. Dieser macht schließlich 50 Prozent der gesamten Baukosten aus. Hier ist also eine Menge Sparpotenzial vorhanden. 
  • Türen und Fenster: Das Einsetzen von Fenstern und Türen bedarf eigentlich keiner großen Lohnaufwendungen, weswegen Hausbauende hier circa 10-25 Prozent einsparen können. 
  • Verputzen: Mal eben Putz an die Wände bringen, ist leider nicht. Putz auftragen bedeutet einen hohen zeitlichen Aufwand, der aber mit bis zu 70 Prozent Einsparpotential belohnt wird. 
  • Elektroinstallationen: Die anderen Bauherren machen es vor – Arbeiten an Elektroinstallationen gehören in die Hände von Profis. 
  • Sanitärinstallationen: Nur wer wirklich vom Fach ist, sollte sich hier herantrauen. 


Einsparpotential in Zahlen

Der Verband Privater Bauherren rechnet es vor, bei einem Reihenhaus mit Gesamtkosten von 400.000 Euro lassen sich durch Eigenleistungen circa 40.000 Euro sparen. Egal ob Gelegenheitshandwerker oder Profi - Hausbauende können eigentlich immer davon profitieren, wenn sie selbst mitanpacken. Am sinnvollsten ist es, wenn Bauherren und -herrinnen sich Gewerke aussuchen, in denen die Arbeitsanteile höher als die Materialanteile sind, zum Beispiel im Rohbau oder bei Malerarbeiten. 

BereichZeitaufwandEinsparpotenzial
Trockenbau mit Wärmedämmung der Dachflächen102 Stunden3.162 Euro
Fensterbänke innen setzen3 Stunden105 Euro
Fliesen und Platten verlegen48 Stunden1824 Euro
Zimmertüren setzen79 Stunden2.686 Euro
Maler- und Lackierarbeiten94 Stunden3.263 Euro
Bodenbeläge einbauen89 Stunden3.092 Euro
Tapezierarbeiten31 Stunden1.075 Euro
Außenanlage30 Stunden975 Euro
476 Stunden16.182 Euro

Quelle: Verband Privater Bauherren e.V.; Beispielrechnung für Leipzig

Darüber hinaus lassen sich je nach Fähigkeiten und zur Verfügung stehender Zeit noch zusätzliche Kosten einsparen. 

Auf die Absicherung und das Risiko achten

Wer in seinem Traumhaus viele Arbeiten selbst erledigt, hat am Ende auch keine Gewährleistungsansprüche gegenüber Handwerkern und Co. Baumängel oder Ähnliches müssen dann selbst verantwortet und die Kosten dafür getragen werden. Deshalb sollten Bauherren und -herrinnen Arbeiten im Elektro-, Gas- oder Wasserinstallationsbereich möglichst von Profis durchführen oder zumindest anleiten und überwachen lassen, um das eigene Risiko zu minimieren. 

Auch wenn Freunde, Familie und Bekannte am Bau mithelfen, müssen diese abgesichert sein, auch wenn sie unentgeltlich mitarbeiten. Jeder freiwillige Bauhelfer sollte bei der Berufsgenossenschaft BG Bau gemeldet werden, damit Bauherren und -herrinnen das Risiko einer Strafe umgehen. 


Über den Autor
Julian Droste
Gründer
Julian ist während des Baus seiner egienen vier Wände auf viele Probleme gestoßen, vor denen er angehende Bauherrinnen und Bauherren mit dem Hausbaukurs schützen möchte.

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