Hausbau 2022: Lohnt sich das?
6/4/2022

Hausbau 2022: Ja oder Nein?

Viele angehende Bauherren und -herrinnen und die, die es noch werden wollen, stehen 2022 vor einer großen Entscheidung: Hausbau wagen oder nicht? Zurzeit sprechen einige Argumente gegen die Verwirklichung des Eigenheims – allerdings ist der Hausbau unter bestimmten Umständen weiterhin möglich. Und was machen die angehenden Bauherren und -herrinnen, die ihr Projekt erstmal auf Eis legen wollen? Wir zeigen dir, was du beim Hausbau 2022 beachten musst. 

Warum ist der Hausbau 2022 so teuer? 

Die Bauindustrie wurde vor allem im Jahr 2021 durch internationale Krisen, die Inflation und die steigenden Zinsen besonders gebeutelt. Welche Faktoren machen den Hausbau 2022 im Vergleich zu den Vorjahren so teuer?

Zinsentwicklung

Die Zinsentwicklung der letzten zwei bis drei Jahre war für Bauherren und -herrinnen ein wahrgewordener Traum. Viele Hausbauende haben vom Niedrigzinssatz zwischen 0,5 bis 1 Prozent profitiert und sich günstige Baufinanzierungen gesichert. Immer mehr Menschen haben in Immobilien investiert, weil sich andere Sparmethoden nicht länger rentiert haben. Das Angebot an passenden Grundstücken und/oder Immobilien wurde immer geringer und die Preise stiegen aufgrund der zunehmenden Nachfrage weiter an. In gleicher Richtung entwickeln sich seit Ende 2021 auch die Zinsen wieder, zurzeit müssen Bauherren und -herrinnen mit einem Zinssatz von circa 1,6 Prozent rechnen. Heute und in naher Zukunft wird sich die Situation auf dem deutschen Immobilienmarkt voraussichtlich nicht verbessern. 

Mangel an Grundstücken

Die niedrigen Bauzinsen lösten einen regelrechten Trend zum Hausbau aus, sodass Grundstücke auf dem Markt immer begehrter und teurer wurden. In Großstädten und Ballungszentren ist es kaum mehr möglich, ein Grundstück zu finden, geschweige denn, es bezahlen zu können. Insgesamt haben sich die Grundstückspreise in Deutschland im Gegensatz zu vor 10 Jahren mehr als verdoppelt. 

Fehlende Baustoffe und Handwerker

Nichts wird auf dem Bau so sehr gebraucht wie Materialien und Handwerker – ohne diese beiden Faktoren geht fast gar nicht. Das mussten viele Bauherren und -herrinnen die letzten zwei Jahre auf ihrer eigenen Baustelle spüren. Durch die Corona-Pandemie wurden Baustoffe knapper und teurer, wochenlange Lieferzeiten führten teilweise zu ungewollten Stopps auf den deutschen und internationalen Baustellen. Vorkalkulierte Hausbaubudgets wurden maßlos überschritten, weil die Preise für wesentliche Baustoffe wie Konstruktionsvollholz oder Baustahl um bis zu 70 Prozent zum Vorjahr anstiegen. 

Dazu kommt der Handwerkermangel, der sich aber schon seit Jahren abzeichnet. Es ist nicht unüblich, dass Hausbauende bis zu 14 Wochen auf einen Dachdecker, Maurer oder Co. warten müssen. 

Wegfall/Stopp von Förderungen

Ein weiterer Schock für viele Bauherren und -herrinnen war Ende Januar der vorläufige Stopp der KfW-Förderprogramme 55 und 40, weil die Fördertöpfe schon zu Beginn des Jahres ausgeschöpft waren. Hausbauende wussten eine Zeit lang nicht, ob ihre eingereichten Anträge bearbeitet werden oder nicht. Die KfW hat bereits eingeräumt, dass alle Anträge bis zu einem gewissen Datum bearbeitet werden. Auch der Wegfall des Baukindergeldes zum 31.03.2021 machte das Bauen für Familien teurer. Pro Kind haben Familien 12.000 Euro Förderung erhalten, die jetzt wegfällt und den Traum vom Eigenheim erschwert. 

Was kann ich tun, wenn ich meinen Hausbau verschieben möchte?

Es ist nicht verwunderlich, dass einige Hausbauende den Start ihres Projektes erstmal verschieben wollen. Ob und inwiefern bzw. wann sich die Lage für potenzielle Bauherren und -herrinnen hinsichtlich der Zinsen, Förderungen und Baustoffe wieder verbessert, kann zurzeit keiner sagen. Aber – sollte der Wunsch nach einem Eigenheim weiterhin so präsent sein, können Hausbauende während der Wartezeit auf „bessere Zeiten“ einiges tun, um ihrem Traum näher zu kommen. In unseren Tipps verraten wir dir, was du tun kannst. 

Tipp 1: Vorbereitung ist alles

Jetzt, wo die Finanzierungs- und Baukosten hoch sind, ist die beste Zeit, sich ausreichend auf den Hausbau vorzubereiten! Eine gute Vorbereitung bedeutet im besten Fall, sich so viel Know-how über das Bauprojekt anzueignen, wie es geht. Denn wer gut vorbereitet ist, begeht zum Beispiel keine typischen Baufehler oder weiß im Ernstfall, worauf zu achten ist. Das kann bei Baumängeln und Co. viel Zeit und Nerven einsparen. Intensives Nachdenken darüber, wie viel Wohnfläche wirklich benötigt wird, wie der Grundriss des Hauses aussehen soll, ob nachhaltige Materialien oder erneuerbare Energiequellen genutzt werden sollen und Co. helfen in vielen Fällen, Klarheit über seine Wünsche und Bedürfnisse zu bekommen. Letztendlich entsteht so der Traum des Hauses schon einmal im Kopf, dieser kann dann weiterentwickelt und optimiert werden. 

Und die Bauherren und -herrinnen, die viel Eigenleistung in ihr Haus investieren möchten, die können sich schon einmal mit Trockenbauarbeiten, Fußbodenheizungen und anderen bautechnischen Maßnahmen auseinandersetzen. 

Ist die Zeit dann reif, kann das Projekt „Hausbau“ mit optimaler Planung direkt gestartet werden. 

Tipp 2: Sparen, sparen, sparen 

Die Überbrückungszeit bis zum Start des Bauprojektes können Hausbauende auch gut dafür nutzen, ihr Eigenkapital weiter aufzustocken. In der Regel sollten Bauherren und -herrinnen mindestens über einen Eigenkapitalanteil von 15 bis 20 Prozent der gesamten Baukosten verfügen. Das ist bei höheren Baukosten und steigenden Finanzierungskosten ein Muss, um das Projekt finanziell zu realisieren. Und auch beim Hausbau gilt natürlich: Je mehr Eigenkapital, desto besser. Deswegen sollten Hausbauende den Vorteil der Wartezeit nutzen, damit mehr Geld angespart werden kann, was wiederrum ins spätere Hausbaubudget fließen kann. Unter dem Motto: „Sparen, sparen, sparen“ können Hausbauende so wenigstens ihr finanzielles Risiko weiter senken. Wie gespart wird, bleibt dabei jedem selbst überlassen, allerdings kann es sich lohnen, hier den Rat eines Profis heranzuziehen, der gute Investitionsmöglichkeiten kennt und empfehlen kann. 

Tipp 3: Ausschau halten 

Die Angebote auf dem Grundstücks- und Immobilienmarkt sind zurzeit in nahezu allen Teilen Deutschlands besonders rar. Hier ist für angehende Hausbesitzer und -besitzerinnen Geduld gefragt, um das passende Stückchen Land zu finden. Die Bauherren und -herrinnen, die ihr Projekt erst einmal hintenanstellen, haben den Vorteil, dass sie über einen längeren Zeitraum und womöglich auch ohne Druck nach einem Grundstück suchen können. Für wen es infrage kommt, der kann auch über einen Ortswechsel nachdenken, um günstiger an Bauland zu kommen. So wäre auch mehr Zeit für die organisatorischen und bürokratischen Vorbereitungen bei solch einer Entscheidung. 

Tipp 4: Vergleichen und Besichtigen

Während Bauherren und -herrinnen auf den Baustart ihrer eigenen vier Wände warten, können sie die Zeit unter anderem dafür nutzen, verschiedene potenzielle Handwerksunternehmen, Versicherungen und/oder Baupartner zu vergleichen. So können Faktoren wie die entstehenden Kosten, aber auch die Qualität der Arbeiten und Leistungen geprüft werden. Baupartner wie zum Beispiel ein Generalunternehmer oder ein Bauträger bauen in der Zwischenzeit sicherlich Häuser, bei denen Mann oder Frau als potenzielle Kundschaft vorbeischauen kann. So kann ein erster Eindruck über das Unternehmen gewonnen werden. Auch potenzielle Versicherungen können in einem ersten Preisvergleich nach Leistungen und Kosten verglichen werden. 

So ist die Zeit gut und optimal genutzt, damit der Traum des Eigenheims zeitnah beginnen kann. 

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Lohnt sich der Hausbau 2022 für mich? 

Die Frage, ob Bauherren und -herrinnen 2022 bauen sollten, ist pauschal kaum zu beantworten. Es spielen viele Faktoren eine Rolle, um die Frage individuell für sich zu beantworten. Fest steht, keiner kann zurzeit vorhersagen, wie sich der aktuelle Finanz- und Immobilienmarkt in Zukunft entwickeln wird. So stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, auf bessere Zeiten zu warten. Klar ist, dass Bauherren und -herrinnen für den Hausbau in 2022 eine solide und gute finanzielle Basis benötigen, die vor allem aus einem festen Einkommen und einem hohen Eigenkapitalanteil besteht. Das sind zwar immer die Grundlagen für eine Baufinanzierung – heute sind sie aber wichtiger denn je. Wer ausreichend finanzielle Kapazitäten zur Verfügung stehen hat, der kann sein Vermögen ohne weiteres in den Bau von Immobilien investieren. Diese sind und bleiben wertstabile Renditeobjekte. 

Darüber hinaus empfiehlt es sich, die Bauzinsen im Blick zu behalten. Hier zählt jeder Prozentpunkt. Mit einem günstigen Zinssatz kann sich der Hausbau auch im Jahr 2022 lohnen. Der voraussichtliche Aufwärtstrend bringt einige Bauherren und -herrinnen nämlich zum Grübeln – hier sollten Hausbauende auf den Rat von Experten setzen und mehrere Anbieter vergleichen. Eventuell erhalten sie so einen günstigeren Zins als bei einem Aufwärtstrend in ein paar Jahren.

Über den Autor
Julian Droste
Gründer
Julian ist während des Baus seiner egienen vier Wände auf viele Probleme gestoßen, vor denen er angehende Bauherrinnen und Bauherren mit dem Hausbaukurs schützen möchte.

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